Ende 2022 hat das Europäische Parlament über seine Position zur Erneuerbaren-Energie-Richtlinie (RED III) abgestimmt. Im Vorfeld wurde aufgeregt medial diskutiert, in welchem Ausmaß Holz für die Verbrennung in der Biomasse gerodet werden soll. Leider schwirrte dabei auch einiges an Fehlinformationen herum. Bei näherem Hinsehen wird jedoch klar: wir brauchen eine Neuregelung der Biomasse und eine naturnahe Forstwirtschaft für Mensch, Tier und Klima. Die Abstimmung im Europaparlament ist nur ein erster Schritt im Gesetzgebungsprozess. Im Trilog, den Verhandlungen zwischen Mitgliedstaaten, EU-Parlament und Kommission, kann es noch zu inhaltlichen Änderungen kommen, bevor der finale Gesetzestext steht.
Worum geht’s?
Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 zumindest 32% ihrer Energie aus Erneuerbaren zu beziehen. Das ist wichtig, wenn wir unsere Pariser Klimaziele einhalten und die Klimakatastrophe stoppen wollen. RED III soll definieren, welche Energiearten auf das 32%-Ziel für erneuerbare Energien im Jahr 2030 für die Mitgliedsstaaten angerechnet werden können, aber auch, welche mit EU-Förderungen unterstützt werden können. Schlagzeilen wie „Die EU verbietet das Heizen mit Holz“ sind damit schlichtweg falsch. Niemals ging es um ein Verbot irgendeiner Art der Energiegewinnung.
Die wichtigste Streitfrage ist die Frage von „Primärholz“, also Holz direkt aus dem Wald (mit Ausnahme von Schadholz), in der Biomasse. Unser Ziel ist es, die Nutzung von Primärholz in der Biomasse soweit wie möglich einzuschränken. Gründe dafür gibt es viele:
Rettet die europäischen Wälder
Obwohl die Holzverbrennung oft generell als nachhaltige Art der Energiegewinnung dargestellt wird, entspricht das oft nicht der Realität. Wälder sind unser größter Verbündeter in der Klimakrise. Sie, zusammen mit der Landwirtschaft, sind momentan unsere einzige Möglichkeit, CO2 wieder aus der Atmosphäre zu holen. Seit der Anerkennung von Biomasse als erneuerbare Energie ist die Holzentnahme in der EU sprunghaft angestiegen, was zu einer massiven Übernutzung der europäischen Wälder geführt hat. Momentan wird etwa die Hälfte der europäischen Holzernte zur Energiegewinnung verbrannt und nicht stofflich genutzt. Der ökologischer Zustand der Wälder ist in vielen Ländern der EU aber bereits jetzt recht schlecht. Monokulturen und Holzplantagen verschärfen die Biodiversitätskrise. Dazu kommt noch die Belastung der durch die Klimakrise ausgelösten Dürre und ihre Folgen: laut EFFIS sind stand 09.09.2022 alleine dieses Jahr bei Waldbränden in der EU 847.457 ha Wald verbrannt. Wir können es uns nicht leisten, Europas Wälder weiter so zu übernutzen. Zum Vergleich: Um nur 10% der Energieimporte aus Russland durch Holzverbrennung zu ersetzen, wäre eine Steigerung der Holzernte in der EU um 60 % erforderlich. Das ist unmöglich und hätte wohl eine riesige Zunahme an Importen von Urwaldholz(pellets) z.B. aus den USA zur Folge.
Der Kompromiss
In einem Kompromiss hat das Europäische Parlament nun beschlossen, die Verwendung von Primärholz, also Holz direkt aus dem Wald, in Biomasse mit dem Mittel des in den Jahren 2017 bis 2022 verwendeten Primärholzes zu deckeln. Das bedeutet: Die Biomasse in Österreich kann genau so weiter laufen, wie bisher. Das EU Parlament stellt sich damit lediglich gegen groß angelegte und unverhältnismäßig mit Steuergeld subventionierte Errichtung neuer Biomasseanlagen. Neben der Schonung der Wälder liegt ein Grund dafür auch im immer weiter steigenden Holzpreis, der die Wirtschaftlichkeit solcher Anlagen zunehmend in Frage stellt. Anlagen, die maximal 7.5 MW produzieren sind von den neuen Regeln außerdem komplett ausgenommen. Damit kann auch die kleinteilige und regionale Produktion von Biomasse weiterlaufen wie bisher.
Grünes Fazit
Die Definition von Primärholz und Regelungen gegen Übernutzung sind wichtige Schritte in die richtige Richtung. Es geht darum, festzuhalten, dass nicht jede Art der Energiegewinnung aus Biomasse automatisch gut und nachhaltig ist. Das größte Problem aus unserer Sicht ist, dass nach wie vor nicht nach Bewirtschaftungsform differenziert wird. Denn wichtiger, als die Menge des verbrauchten Primärholzes ist die Frage, wie der Wald bewirtschaftet wird. Hier gibt es noch viel Nachholbedarf. Obwohl wir uns mit dieser Forderung in den Verhandlungen nicht durchsetzen konnten, bleiben wir natürlich dran und kämpfen weiter für eine nachhaltige, naturnahe Forstwirtschaft und saubere Energie für eine gute Zukunft für uns alle.