Es kommt auf die Art der Waldbewirtschaftung an
Ursprünglich im Kurier am 29.11.2022 als Gastkommentar erschienen
Die aktuelle Diskussion zu Biomasse in der EU
In den vergangenen Wochen entbrannte eine lebhafte Debatte um die Klimafreundlichkeit und Nachhaltigkeit von Biomasse. Diverse Falschmeldungen, auch seitens der Biomasseverbände, mit Schlagzeilen wie „EU verbietet das Heizen mit Holz“, schürten Anti-EU-Ressentiments.
In der Realität ging es nie um ein Holzverbrennungsverbot, sondern um die Förderwürdigkeit der Biomasse mit Steuergeld. Die hohe Nachfrage nach Bauholz, aber auch Biomasse führt in vielen Teilen Europas bereits jetzt zu fehlendem Baumaterial, einer Übernutzung der Wälder, Kahlschlägen, Import aus Übersee und steigenden Preisen.
Der nutzbare Biomassezuwachs ist limitiert, ebenso das Ausbaupotenzial für große Biomasseanlagen. Eine Deckelung der Subventionen für Biomasse verhindert, dass Steuergeld in Anlagen versenkt wird, die dann in wenigen Jahren wirtschaftlich nicht rentabel sind. Die Fähigkeit des europäischen Waldes, uns nachhaltig mit CO2-neutralem Rohstoff zu versorgen, schwindet zunehmend.
Wie steht es um die österreichischen Wälder?
Im europäischen Vergleich stehen Österreichs Wälder relativ gut da. In anderen Teilen sieht das ganz anders aus: ganze kahl geschlagene Berge in Nordspanien, eine bestenfalls als Industrie-Holzstangen-Plantage zu bezeichnende „Forst“-Wirtschaft im Baltikum und in Skandinavien zieren die Landschaften in Europa.
Auch die Klimakrise zehrt an den Wäldern: Waldbrände und Dürre stehen an der Tagesordnung. Im Kampf gegen die Klimakrise müssen wir Gas, Öl und Kohleverbrennung so schnell und gut wie möglich reduzieren und durch klimaneutrale Energiequellen ersetzen. Eine Alternative könnte Holz sein. Es kommt aber darauf an, wie der Wald bewirtschaftet wird, aus dem das Holz stammt. Denn Kahlschläge auf Baumplantagen machen aus einem Waldboden einen CO2-Emissionsherd, der mehr CO2 ausstößt, als ein Baum im Boden binden kann.
Naturnahe Waldwirtschaft als Lösung
Wird aber naturnahe Waldwirtschaft, also natürlicher Nachwuchs von jungen Bäumen in Mischwäldern und selektive Ernte, angewandt, können Jungbäume den freien Platz am Licht natürlich übernehmen, schützen so die Biodiversität und binden CO2 weiterhin im Boden. In diesem Fall ist Holz und Biomasse klimaneutral: Das einmal im Baum gesammelte CO2 tritt beim Verbrennen wieder in die Atmosphäre aus. Diese klimaresistenten Mischwälder produzieren nachhaltig Holz. In vielen Fällen ist der Zuwachs und damit der Ertrag sogar höher.
Mit naturnaher Waldwirtschaft, bei uns traditionell auch „Plenterwirtschaft“ genannt, können Mischwälder erhalten, CO2 im Boden gebunden, die Biodiversität gestärkt, der Wasserhaushalt geschützt und nachhaltig Holz und Biomasse produziert werden. Dafür braucht es eine gemeinsame Europäische Forst- und damit Umwelt- und Klimapolitik.
Links
Siehe dazu auch meine vorherigen Artikel zum Thema Biomasse, sowie den zustand der europäischen Wälder, aber auch warum Getreide nicht im Tank landen sollte